Für alle, die sich fragen, ob Arbeit wirklich der zentrale Sinn ihres Lebens sein sollte – und was passieren könnte, wenn wir Arbeit neu denken.

Arbeit war für mich lange selbstverständlich: Etwas, das man einfach macht, acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Wer viel arbeitet, hat etwas erreicht - so lautete die Erzählung. Aber immer öfter spürte ich: Da fehlt etwas. Warum wird Arbeit so oft als Selbstzweck behandelt? Und was wäre, wenn wir uns trauen würden, sie neu zu definieren?

Barbara Prainsacks „Wofür wir arbeiten“ hat mir geholfen, diese Fragen klarer zu stellen – und neue Antworten zu finden. Prainsack analysiert präzise, wie eng unser Bild von Arbeit mit unserem Bild von Wert und Anerkennung verknüpft ist. Und sie zeigt, dass sich dieses Bild gerade auflöst.

Besonders beeindruckt hat mich, wie sie beschreibt, dass Arbeit nicht einfach Erwerbstätigkeit bedeutet – sondern jede Form von Tätigkeit, die für andere oder für die Gemeinschaft Wert schafft. Das verändert alles: Plötzlich zählen auch Sorgearbeit, Ehrenamt, Nachbarschaftshilfe. Plötzlich rückt die Frage ins Zentrum: Was macht Arbeit wertvoll? Für wen? Und unter welchen Bedingungen?

Ein Satz bleibt hängen:

„Arbeit muss sich nicht dadurch rechtfertigen, dass sie Profit generiert. Ihre Rechtfertigung liegt in ihrem Beitrag zu einem guten Leben – für uns selbst und für andere.“ (S. 102)

„Wofür wir arbeiten“ ist kein Ruf zurück in die vorindustrielle Idylle und keine linke Kampfschrift. Es ist eine kluge Einladung, Arbeit als das zu verstehen, was sie sein könnte: ein Mittel zu einem erfüllten Leben – nicht der Zweck.

Prainsack, B. (2023) Wofür wir arbeiten. Brandstätter Verlag (1. Auflage). 


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